Kreuzweg am Kalvarienberg


Von der Talstraße führt zur Höhe des Goldberges der Kalvarienberg. Diesen hat der kurfürstliche Bräuverwalter Johann Anton Burger zu Kelheim, der Besitzer des Goldberghofes, im Jahre 1750 auf einem dem fürstlichen Reichsstift Niedermünster in Regensburg lehnbaren Grund in sieben Kapellen errichten, mit Stufen versehen, mit Linden bepflanzen und mit Geländer und Einhegung umgeben lassen. Dabei wurden auch die 6 Figuren, die in der großen Kapelle noch zu sehen sind, aufgestellt. Für seine Lebensdauer verpflichtete sich Burger zur baulichen Unterhaltung und sorgte, als er 20 Jahre später den lehensherrlichen Konsens des Frauenstiftes und die Genehmigung des bischöflichen Konsistoriums erhalten hatte, auch für dessen Fortbestand. Daher bedachte er die Filialkirche Winzer, in deren Bereich der Kreuzweg lag, mit einem Kapital von 500 fl mit der Bestimmung, daß der Propsteirichter zu Niederlindhart, unter dessen Gerichtsbarkeit der Goldberg stand, und der Pfarrer zu Saal dieses Kapital gemeinschaftlich verwalten und die Zinsen zum Unterhalt der Kapellen verwenden sollten.
Diese viel besuchte Anlage war im Laufe der Jahre arg in Verfall geraten. 1823 trat der kgl. Bräuhausverwalter Anton Reitter für die Wiederinstandsetzung ein und fand getreuliche Unterstützung bei dem Landrichter von Welz. Er ließ einen Voranschlag fertigen, der einen Aufwand von 1.400-1.500 fl forderte. Zur Verfügung aber standen aus dem Stiftungsfond nur 515 fl; es galt also, Wohltäter zu gewinnen; diese fanden sich auch. Vom Frauenforst wurde am 26. April 1823 die Abgabe von 12 Fichtenstämmen von 66 Fuß Länge und 6 Zoll Zopfdurchmesser erbeten. Revierförster Ehrnthaller in Kelheimwinzer erwirkte nicht nur die Abgabe zur Forsttaxe, sondern gewann auch die Wohltäter, welche das Holz bezahlten und kostenlos anlieferten.


Statt der bisherigen 7 Kapellen wurden nun 11 errichtet, gemauert in klassistischem Stil, versehen mit holzgeschnitzten Figuren.
  1. Landrichter von Welz
  2. kgl. Brauhauspächter Reitter
  3. Bräuhauspersonal
  4. Braumeisterswitwe Theresia Schausin von Hexenacker
  5. Bürgerssöhne Kelheims
  6. Bürgerstöchter Kelheims
  7. Bierfabrikant Franz Zacherl von Au bei München
  8. Fronfahrtslehensbesitzer
  9. ein früherer Kelheimer, "der auch in der Entfernung seine Vaterstadt liebt"
  10. der Regensburger Bote Simon Riedhammer
  11. Steinmetzmeister Jakob Ihrler
Auch die große Halle wurde völlig erneuert. Obwohl der Kalvarienberg zur Pfarrei Winzer gehört, so waren doch die Wohltäter Kelheimer Bürger. Darum wurde der 1. Mai 1832 auch für die Stadt Kelheim zu einem kirchlichen Fest. Die ganze Pfarrgemeinde begab sich in Prozession zur Einweihung dahin, dazu die gesamte Landwehr in Paradeuniform. In der großen Kapelle auf der Höhe wurde der erste feierliche Gottesdienst abgehalten. In den Jahren 1892-1895 ließ der alte Haberl, der Besitzer der Klosterbrauerei, der den Kalvarienberg besonders ins Herz geschlossen hatte und ihn fast täglich besuchte, die große Halle und die Stationen neu herrichten und die Kaufmannswitwe Weißmüller, die Privatierswitwe Gruber und der Jungfrauenbund Kelheim stifteten die noch drei fehlenden Stationen, so daß der Kreuzweg nun vollständig war.